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„Autonomes Fahren wird die Welt verändern“

Strategietagung der Regionalverkehr Bodensee-Oberschwaben GmbH – Private Busunternehmer engagieren sich für die Gestaltung des ÖPNV

 

Einen Ausflug in die Zukunft des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) haben die privaten Busunternehmer der RBO unternommen. Ergebnis der diesjährigen Strategietagung: Es ist ungewiss, wo genau die Fahrt hingehen wird.

Was jedoch sicher ist: Die RBO-Strategietagung ist etwas Außergewöhnliches, denn bei der zweitägigen Veranstaltung sitzen die privaten Busunternehmer mit Vertretern der Landratsämter und Verkehrsverbünde an einem Tisch. „Damit haben wir etwas Besonderes geschaffen“, weiß RBO-Geschäftsführer Bernd Grabherr. „Gemeinsam denken – das ist nicht üblich in dem Segment ÖPNV“.

 

E-Ticket kommt

Was ebenfalls gewiss ist: Im Laufe des kommenden Jahres werden die im bodo organisierten Verkehrsunternehmen auf den elektronischen Fahrschein (E-Ticket) umsteigen. Bei den 16 privaten Busunternehmern laufen im Hintergrund die Vorbereitungen, bevor es Anfang 2017 in die Testphase geht. Einer der Vorteile für die Kunden: „Die Fahrgäste werden in Echtzeit informiert, wann der nächste Bus kommt“, erklärt Bernd Grabherr vom gleichnamigen Busunternehmen aus Waldburg. „Außerdem bietet die elektronische Karte das sogenannte Checkin-Checkout-Verfahren. Das Busfahren wird dann noch einfacher. Beim Einsteigen und Aussteigen in den Bus wird die neue Karte einfach an kleine Terminals gehalten. Der Fahrpreis wird im Hintergrundsystem automatisch berechnet, eine Abrechnung gibt es am Monatsende.“ Zunächst startet das Checkin-Checkout Verfahren im Übrigen für die Fahrscheingattungen Einzelfahrschein oder Tageskarten. Später sollen auch Zeitkarteninhaber vom modernen Verfahren profitieren.

 

Megatrends verändern die Welt

Das ist nur ein kleiner Schritt auf dem Weg der fortschreitenden Digitalisierung. „Mobilität und Digitalisierung sind zwei wichtige Megatrends, die unsere Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten massiv verändern werden“, stellte Trendforscher Dr. Eike Wenzel (www.zukunftpassiert.de) in seinem teilweise visionär anmutenden Ausführungen dar. „Es wird einen fundamentalen Wandel geben, wie Mobilität aufgefasst, genutzt und vergütet wird“, prophezeite der Zukunftsforscher. Die bisherigen Applikationen (Apps) für Mobilgeräte seien erst der Anfang.

 

Automatisches Fahren

„In zehn bis 15 Jahren werden wir bei uns automatisch fahrende Busse haben“, ist sich Philipp Reinalter, neben Bernd Grabherr Geschäftsführer der RBO, sicher. Dass es bis dahin noch ein steiniger Weg ist, verdeutlichte Referent Dr. Jürg Michel aus der Schweiz. Als Projektleiter bei der Postauto AG (www.postauto.ch/de/smartshuttle-projekt) für den Smart Shuttle, eines autonom fahrenden Kleinbusses in Sion (Kanton Wallis), berichtete er über die Kinderkrankheiten des Systems. Ein Beispiel: Die Fahrtroute des Smart Shuttles ist zentimetergenau einprogrammiert, weshalb der Bus auf kurzfristige Baustellen oder Umleitungen nicht reagieren kann. „Autonomes Fahren wird die Welt verändern, aber nicht morgen oder übermorgen“, lautete sein Fazit. Darüber hinaus informierte Jürg Michel über zahlreiche Projekte in der Schweiz, um Mobilität und Digitalisierung zu verknüpfen. Ein Mobilitätsverbund, in dem der Kunde mit einem Ticket Bus, Bahn, CarSharing, Taxi und Leihrad buchen kann, war eines der Beispiele.

 

Stuttgarter Sichtweise

„Die Digitalisierung wird den ÖPNV revolutionieren“, prophezeite auch Thomas Hachenberger, Geschäftsführer der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart GmbH (www.vvs.de). Allerdings gehe es nicht ohne engagierte Verkehrsunternehmer vor Ort. „Ohne gute Kenntnisse der regionalen Gegebenheiten bekommen wir keine guten Dienstleitungen hin“, so Hachenbergs These. Dazu brauche man allerdings die Landkreise als verlässliche Partner, sagte der VVS-Geschäftsführer im Hinblick auf anstehende Gesetzesänderungen.

Für RBO-Geschäftsführer Bernd Grabherr eine gute Nachricht. „Trotz vieler bevorstehender Veränderungen sind wir zuversichtlich, dass wir mit unseren Verbundpartnern und Aufgabenträgern den ÖPNV weiterhin im Sinne unserer Fahrgäste gestalten können.“

 

Chancen und Risiken im Genehmigungswettbewerb

Als langjähriger Partner der RBO war Dr. Sebastian Roling von der Kanzlei Roling & Partner (www.roling-partner.de) aus Osnabrück zu Gast. Der Fachanwalt für Vergaberecht stellte in anschaulicher Art und Weise dar, worauf private Busunternehmer im Genehmigungswettbewerb achten müssen.

 

Voneinander lernen

„Personen befördern“ ist gleichsam die Aufgabe von Busunternehmen wie auch von Bergbahnbetreibern. Deshalb hatte die RBO Ing. Augustin Kröll, Geschäftsführer Fellhornbahn GmbH & Skiliftgesellschaft links der Breitach GmbH & Co KG / Vorstand Kleinwalsertaler Bergbahn AG (www.das-hoechste.de), eingeladen. Dabei erfuhren die Teilnehmer, welche Themen eine Gesellschaft mit grenzüberschreitenden Skigebieten beschäftigt.

 

Achtsam sein

Ein gesundes Unternehmen ist wichtig – die Gesundheit des Unternehmers aber ist mindestens genauso wichtig. Das vermittelte Dr. Michael Tischinger, der psychosomatischen Adula Klinik in Oberstdorf (www.dr-reisach-kliniken.de/adula-klinik) in seinem Vortrag. „Was uns seelisch bewegt, drückt sich körperlich aus“, machte Tischinger deutlich. Sein Rat: Sich frühzeitig für den Körper zu interessieren und sich regelmäßige Auszeiten nehmen.